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Die Fahrer nehmen sie meist nur als orange Punkte im Augenwinkel war – zumindest solange, bis sie sie wirklich brauchen: Die Schutzengel an der Leitplanke, die auf und neben der Strecke für Ordnung sorgen.

Am Samstag, den 16. Mai, startete um 16:00 Uhr auf dem Nürburgring der Kampf zweimal rund um die Uhr – doch für die vielen Helfer beginnt das Rennen deutlich früher: Stephan Daehne aus Bonn reiste beispielsweise schon Dienstag an, sein Freund Harald Kessenich kam am Mittwoch nach, denn schließlich mussten sich die beiden noch einrichten: „Wir haben eine Männer-WG im gemeinsamen Wohnmobil gegründet – und Harald hat den Spüldienst gezogen“, lacht Daehne.

Er selbst ist schon seit Jahren als Marshal aktiv, für Kessenich ist es dagegen das erste 24h-Rennen. Am Posten Nummer 168 wachen die beiden Bonner für dieses Wochenende in Sechs-Stunden-Schichten über ihren Streckenabschnitt. Dabei sind immer zwei Mann an der Strecke, während die Ablöse Pause hat. Bei über 200 Posten macht das inklusive Reserve und Besatzung für verschiedene andere Aufgaben in Boxengasse und Fahrerlager über 900 Personen, die im Dienste der Sicherheit im Einsatz sind – und das nicht nur bei Sonnenschein: „Kleidung für vier Jahreszeiten einzupacken ist nie verkehrt – schließlich sind wir bei Wind und Wetter draußen. An manchen Posten gibt es nicht einmal einen improvisierten Unterstand, weil das Gelände es nicht zulässt,“ erklärt Daehne. „Außerdem müssen wir zuallererst das Geschehen auf der Strecke im Auge behalten, da muss die Bequemlichkeit hinten anstehen.“

Doch mit bloßem ‚im Auge behalten‘ ist es nicht getan: Die Marshals sind verantwortlich für das Schwenken der diversen Flaggen, melden per Funk Gefahrenstellen und Unfälle an die Rennleitung weiter und übernehmen unter Umständen die Erstversorgung an havarierten Fahrzeugen. Um für diese Aufgaben gewappnet zu sein, müssen sie an einer Schulung mit teilnehmen, bevor sie sich mit Bestehen der abschließenden Prüfung ‚Sportwart‘ nennen dürfen. Der Kurs beinhaltet neben Erster Hilfe und Brandbekämpfung auch eine technische Einweisung in die Rennautos, um im Notfall grundlegende Handgriffe durchführen zu können. Angeboten wird eine entsprechende Schulung zum Beispiel vom Marshals-Club Nürburgring, der allen Interessierten unter www.mcn-nuerburgring.de weitere Informationen bietet.

Wirklich schlimme Unfälle haben die beiden Bonner bisher glücklicherweise noch nicht miterleben müssen, aber Einschläge gab es schon genug. „Spannend wird es auch, wenn ein Fahrer mit technischem Defekt liegenbleibt und hier warten muss. Da ist der Puls natürlich bei 200 – die Jungs dann wieder so weit zu beruhigen, dass sie am Ende doch mit einem Grinsen abziehen, ist schon immer eine Herausforderung“, erzählt Daehne.

Sein bestes Erlebnis hatte er allerdings nicht im Automobilsport: „Das war bei einem Gespann-Rennen. Da ist ein Team liegengeblieben, weil sich eine Schelle gelöst hatte – denen konnte ich dann mit einem simplen Schraubenzieher weiterhelfen. Als sie mir in der Auslaufrunde zugewunken haben, war das schon ein sehr besonderer Moment. Überhaupt ist es immer ein schönes Gefühl, wenn die Fahrer einen in der letzten Runde grüßen oder den Daumen hoch zeigen.“

Die Wertschätzung der Teams für die Arbeit der Marshals zeigt sich aber auch abseits der Strecke: „Wenn ich den ganzen Kuchen essen würde, der mir im Fahrerlager angeboten wird, müsste ich nach dem Rennen vier Monate Diät machen“, witzelt Daehne. Und auch jenseits des Zauns wird an die Marshals gedacht: Zwei Zuschauer bringen ihnen Kaffee ans Tor. „Und sie haben sich sogar gemerkt, dass ich ihn mit Milch und Zucker trinke.“

Letzten Endes gibt es also doch zahlreiche Momente, die für die Strapazen entschädigen und die den besonderen Reiz dieser Aufgabe ausmachen. So werden Stephan Daehne und Harald Kessenich in dieser Saison sicherlich nicht zum letzten Mal den Weg in die Eifel angetreten haben, um einen Beitrag zur Sicherheit des Rennsports in der ‚Grünen Hölle‘ zu leisten.

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