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Die GLP ist ein guter Einstieg in den Motorsport 

Kerstin Kremer ist 31 Jahre alt und lebt in Mönchengladbach. Erst im vergangenen Jahr entdeckte sie den Motorsport für sich, auch wenn sie, wie sie sagt, immer schon an Motorsport interessiert war. Die Service-Assistentin arbeitet in einem Autohaus, hat also auch beruflich jeden Tag mit Autos zu tun. Dabei hat sie ursprünglich eine allgemeine kaufmännische Ausbildung absolviert und bekam erst später die Gelegenheit, im Autohaus zu arbeiten. So fährt sie nicht nur in ihrer Freizeit GLP-Rennen, sie hat den ganzen Tag mit Autos zu tun. ‚Besser geht’s nicht‘, sagt Kerstin Kremer.     

Frau Kremer, wie sind Sie zum Motorsport gekommen? 

Ich hatte eigentlich schon immer Interesse am Motorsport, habe früher zusammen mit meinem Vater DTM oder Formel 1 im Fernsehen geschaut und war auch schon mal bei den Rennen. Mit dem Führerschein stieg dann mein Interesse an Autos weiter. Mein Lebensgefährte Marc Lehmann ist schon lange im Motorsport aktiv, so dass ich letztes Jahr mit ihm zum ersten Mal als Beifahrer auf der Nordschleife war. Das hat mir so gut gefallen, dass ich es gleich selbst ausprobieren wollte. Die Nordschleife ist schon sehr anspruchsvoll, aber es hat auch viel Spaß gemacht. Ende letzten Jahres habe ich mich dann entschlossen, mir meinen eigenen 320 PS-starken Sportwagen zu kaufen, mit dem wir auch in der GLP fahren.

Wieso fahren Sie in der GLP? Was reizt Sie an dieser Motorsportserie? 

Für mich als Anfängerin auf dem Nürburgring ist die GLP ideal. Es geht hier nicht um Geschwindigkeit, sondern darum, die Runden möglichst gleichmäßig zu fahren. So lernt man sauberes Fahren. Es ist kein richtiges Rennen, man fährt primär gegen die Uhr, so dass man keine direkten Zweikämpfe „Wagen an Wagen“ hat. Das macht den Umgang aller Teilnehmer auf der Strecke sehr fair und sicher. Ich fahre die erste Saison in der GLP und teile mir mit meinem Lebensgefährten Marc das Auto. Da wir immer zu zweit im Fahrzeug sitzen, hat man als Anfänger so immer eine gute Hilfe.

Wie läuft ein GLP-Rennen ab?

Ein Lauf geht regulär über 12 Runden. So fährt jeder 6 Runden, wovon die erste eine Einführungsrunde ist, gefolgt von einer Setzzeit als Vorgabe und drei weiteren Runden zur Bestätigung und dem „gleichmäßig Fahren“ der Setzzeit. Im Anschluss erfolgt eine Auslaufrunde und nach 6 Runden führen wir in der Boxengasse den Fahrerwechsel und das Auftanken des Fahrzeugs durch. Dann beginnt für meinen Lebensgefährten der identische Ablauf. Eine ideale Kombination aus schnellem Fahren, intensives Lernen und genauem Stoppen. Egal ob als Fahrer oder Zeitnehmer, wir haben beide genug zu tun, während wir unterwegs sind. Die Wertung erfolgt per Team; zurzeit liegen wir in der Rookie-Wertung auf dem zweiten Platz.

Wie war Ihre allererste GLP-Prüfung für Sie?
Sehr aufregend. Alles war neu, das Starterfeld war ausverkauft, also 165 Teams/Fahrzeuge! Zudem hat es in Strömen geregnet, und ich war vorher noch nie im Regen auf der Nordschleife unterwegs. Als ich die erste Einführungsrunde fuhr, sah ich gleich mehrere Autos neben der Strecke stehen. Da hatte ich dann schon ein mulmiges Gefühl. Aber mein Lebensgefährte hat mir gesagt: ‚Vertrau‘ auf das Auto, wir haben gute Reifen. Mach alles so wie immer, nur eine Spur langsamer. Die Regenlinie zeige ich dir‘. Das habe ich getan und alles hat gut geklappt!

Sind Sie die einzige Frau oder gibt es auch noch andere Fahrerinnen in der GLP? 

Nein, es gibt aktuell 55 Frauen in der Wertung die selbst fahren, sogar ein reines Frauenteam. Klar, es ist immer noch eine Männerdomäne, aber es kommen mehr Frauen dazu. Im Fahrzeug und gegen die Stoppuhr ist es egal, wer hinter dem Lenkrad sitzt. Das macht es umso attraktiver. Alle Frauen gehen respektvoll miteinander um.

Und wie fährt man als Frau unter vielen Männern? 

Ich persönlich habe noch nie Negatives erfahren. Selbst bei Fahrfehlern zum Beispiel wird eher darüber geschmunzelt oder man bekommt gute Tipps. Auch offenes Interesse habe ich schon erlebt, wieso ich fahre und ob dies mein eigenes Auto ist. Also alles in allem, wirklich sehr positiv.

Wieviel Zeit verwenden Sie aktuell für den Motorsport?  

Vor allem jetzt, wo das Wetter gut ist, sind wir jedes zweite oder dritte Wochenende an der Nordschleife, fahren im Touristenverkehr mit, oder nehmen an einem Track Day teil. Und unseren Urlaub in Zandvoort haben wir dazu genutzt, an einem vom DSK organisierten Freien Fahren auf der dortigen Strecke teilzunehmen. Obendrein muss das Auto gewartet und gepflegt werden, so dass ich schon einen Großteil meiner Freizeit in und mit Autos verbringe.

Welche sportlichen Ziele haben Sie in der GLP? Möchten Sie eventuell auch mal in anderen Serien fahren? 

Wir stehen ja gerade noch am Anfang in der GLP. Allerdings möchte ich schon mein Bestes geben und gewinnen, es ist ja schließlich eine Meisterschaft! Wir liegen zurzeit auf dem zweiten Platz in der Rookie-Wertung, und haben noch zwei Läufe vor uns. Also den ersten Platz würde ich schon gerne schaffen! Aber ich bin noch in der Lernphase, möchte die Nordschleife sauber fahren können. Das ist für meinen Lebensgefährten mindestens genauso wichtig. Wenn alles gut läuft, kann ich mir auch durchaus vorstellen, einige Rennen in der RCN zu bestreiten! Mein Traum wäre ein Start beim 24 Stunden Rennen, wo man endlich wieder Zuschauer an der Strecke sieht, Grills und Bratwürstchen beim Vorbeifahren riechen kann und wir um einen Klassensieg kämpfen können. Im kommenden Jahr möchte ich die entsprechende Nordschleifen-Lizenz und damit den ersten Schritt in diese Richtung machen.

Welche Tipps würden Sie anderen Frauen geben, die ebenfalls im Motorsport starten wollen? 

Um auf der Nordschleife fahren zu lernen, ist die GLP ein guter Einstieg. Es gibt keinen Druck, niemand drängelt oder schiebt dich von der Strecke. Aber es gibt natürlich auch noch andere Wege, zum Beispiel ein Fahrsicherheitstraining, damit man sein Auto besser kennenlernt und weiß, wie man sich am besten verhält. Gut ist es auch, wenn man jemanden hat, der sich bereits auskennt und dich 1:1 coachen kann. Da habe ich natürlich etwas Glück gehabt. Zum Ausprobieren macht es auch Sinn, sich einfach mal neben jemanden zu setzen, um zu sehen, wie fühlt sich das an, wie fährt er/sie die Kurve und in welchem Gang, wann wird gebremst, etc. Wenn man dann das erste Mal selbst hinterm Steuer sitzt, sollte man sich keinen Druck machen, auch wenn man vielleicht erst einmal langsam ist. Gerade die GLP bietet die Möglichkeit, auch noch mit 30, 40 oder noch später in den Motorsport einzusteigen.  Es ist familiär dort und die Veranstalter haben für jede Frage ein offenes Ohr.

Glauben Sie, dass Vereinigungen wie der DSK Women’s Club mehr Frauen den Weg in den Motorsport ebnen kann? 

​Die Idee den DSK Women‘s Club ins Leben zu rufen, ist richtig. In einer von Männern dominierten Sportart kann es nicht genug Möglichkeiten geben, dass auch Frauen ihr Können unter Beweis stellen. So mancher Frau, gerade ohne den Kartsport oder viel Erfahrung, wird der Anfang so leichter gemacht. Je mehr Frauen aktiv sind und Spaß am Motorsport haben, umso mehr schnelle Damen wird es in Zukunft auch geben. Sich im Rahmen des DSK Women’s Club gegenseitig auszutauschen, finde ich den richtigen Ansatz.

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