Der Deutsche Sportfahrer Kreis (DSK) spricht sich für eine intelligente Nutzung von bereits bestehenden und zukünftigen alternativen Antrieben für Motorsport und Straßenverkehr aus. Dazu gehört auch ein Mix aus Elektroantrieb und Einsatz von E-Fuels aus erneuerbaren Energien.
Anfang September fuhr der 4-fache Formel 1 Weltmeister und DSK-Mitglied Sebastian Vettel in seinem alten Weltmeister-Auto RB7 von 2011 um die Nordschleife am Nürburgring. Das Besondere dabei war, dass das Auto zur Nutzung mit E-Fuel, also CO2-neutralem Benzin, umgerüstet wurde. 60.000 begeisterte Zuschauer sahen ihm dabei zu.
Was spricht für E-Fuels?
E-Fuels ersetzen fossile Kraftstoffe und tragen damit zum Klimaschutz bei. Ihre Herstellung ist energieintensiv, aber wenn der Strom für das Recyceln des Kohlenstoffs und das Herstellen des Wasserstoffs mit erneuerbaren Energien produziert wird, kann Sonne, Wind oder Erdwärme als unerschöpfliche Quellen genutzt werden. Weltweit sind die Anlagen zur Erzeugung von ‚grünem Strom‘ auf dem Vormarsch, vor allem dort, wo Sonne und Wind im Überfluss zur Verfügung stehen. Umgewandelt in klimaschonende synthetische Kohlenwasserstoffe können sie mit Tankern oder Pipelines dorthin gebracht werden, wo sie gebraucht werden.
Warum werden sie dennoch von interessierten Kreisen als Option für die Mobilität der Zukunft so hart angegangen?
Breiter Einsatz der existierenden und zukünftigen Technologien
Dazu sagt Dr. Karl-Friedrich Ziegahn, Präsident des DSK, Diplom-Physiker und Mitglied in der Nachhaltigkeitskommission der FIA, FIM und des DMSB: „Der Aufbau der entsprechenden Infrastruktur, der Anlagenbau und die Logistik stehen noch am Anfang und es wird dauern, bis ausreichende Mengen für eine Beimengung in den heutigen Kraftstoff verfügbar sind. Viele Abnehmer konkurrieren um den Wasserstoff, der zur Herstellung erforderlich ist und um die damit produzierten E-Fuels: Luftfahrt, Schifffahrt, Güterverkehr, aber auch die Industrie, beispielsweise um ‚grünen Stahl‘ zu erzeugen. Das ist alles richtig, aber kein Argument, um nicht massiv in den Ausbau einer globalen Wasserstoff-Wirtschaft und seiner Folgeprodukte zu investieren.“
Der DSK unterstützt eine Diversifizierung der verschiedenen Technologien, die es bereits gibt und noch geben wird. Die Zukunft wird divers: Elektroantrieb, wo es passt, E-Fuels, wo man sie braucht. Nur auf den Elektro-Antrieb zu setzen, hieße alles auf eine Karte zu setzen. Dabei muss ein ideologischer Grundsatzstreit um jeden Preis vermieden werden, im Motorsport und im Straßenverkehr.
Die Rolle des Motorsports
Als Vertreter der Sportfahrer kommt dem DSK dabei eine wichtige Vorreiterrolle zu. Dr. Ziegahn erklärt: „Motorsport ist eben nicht nur ein Fahrer- sondern auch ein Ingenieurs-Wettbewerb. Im Motorsport bieten wir die Plattform, um im kleinen Maßstab neue Technologien schnell und effektiv auf ihre Tauglichkeit zu testen. Motorsport ist ein Innovationsbeschleuniger und nicht der Club der Ewig-Gestrigen, der nur sentimental am Verbrenner hängt. In den Entwicklungsabteilungen der Fahrzeughersteller, in den Labors der Kraftstoffproduzenten und in den strategischen Konzepten der Logistikunternehmen befasst man sich schon längst mit E-Fuels, ungeachtet dessen, was manche Unternehmen öffentlich sagen.“
Sebastian Vettel drückte es nach seinen Runden um die Nordschleife so aus: “Motorsport ist meine große Leidenschaft und ich möchte den Sport am Leben erhalten. Kraftstoffe können synthetisch hergestellt werden und dienen als Ersatzbrennstoff. Es ist wichtig, dass wir uns alle bewusst werden, dass wir etwas tun müssen. Und das Tolle ist: Man spürt keinen Unterschied im Auto, es macht genauso viel Spaß, es mit synthetischem Kraftstoff zu fahren.“
Wenn ein Formel 1 Weltmeister auf einer der anspruchsvollsten und längsten Rennstrecken der Welt mit über 70 Kurven und mit einem Gefälle von über 300 Metern in einem mit E-Fuel angetriebenen Fahrzeug Spaß haben kann, geht das überall, vor allem im normalen Straßenverkehr.
Denn mit E-Fuels wird zukünftig nicht nur die F1 und DTM fahren, sondern auch ein hochwertiger klimaschonender Oldtimer-Sport. Der DSK steht dazu auch mit Motorsport-Verbänden und Politik im regelmäßigen Austausch, um die komplexe Situation, auch und vor allem im Hinblick auf den Beitrag, den hier der Motorsport leisten kann, zu erklären.