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Editorial: Braucht Motorsport die Hersteller?

Mal ein wenig provokativ gedacht: Fahrzeughersteller und Motorsportler profitieren normalerweise gegenseitig von ihrem Engagement, klar. Aber wer braucht wen eigentlich mehr? Wenn sich Hersteller wie beispielsweise VW aus dem Werkseinsatz in der Rallye-WM verabschieden, ist das sicher ein Verlust, aber geht daran der Motorsport ein? Nur mal angenommen, alle Hersteller ziehen sich gleichzeitig aus einer Meisterschaft zurück – was passiert? Im schlimmsten Fall wird diese Meisterschaft eingestellt. Punkt. Haben wir schon erlebt und andere Meisterschaften erblühen dann. ‚Hersteller kommen und gehen‘ hat schon der frühere ADAC Sportpräsident Wilhelm Lyding festgestellt. 

Auf der anderen Seite sitzen die Fahrer, die Veranstalter und die Zuschauer. Sie haben einen unbändigen Willen, spannenden und attraktiven Motorsport zu bieten. Dazu sind geile Plattformen, spannende Reglements und Veranstaltungsformate unverzichtbar. Und wenn keine Hersteller mehr im Werkseinsatz mitspielen, wird das Material, werden halt die Fahrzeuge eingesetzt, die verfügbar sind. Vielleicht ist das sportlich sogar die bessere Lösung, wenn mal keine Marketing-Strategen das letzte Wort haben.

Und damit befreit sich der Motorsport auch von den Diktaten der Hersteller. Elektroantrieb, Wasserstoff-Motoren, Erdgas, Bio-Diesel und synthetische Kraftstoffe sind interessante Alternativen, dürfen aber im Motorsport nicht nur deshalb eingesetzt werden, weil es momentan gerade Konzern-Strategie ist. Diese kann ja morgen je nach politischer Wetterlage schon wieder wechseln. Wir aber wollen sportlichen Wettbewerb, wir suchen den besten Piloten, wir begeistern Zuschauer, aber wir lassen uns als Sportfahrer nicht nur in eine Hersteller-Roadmap einbinden. Wir fahren mit allem, was uns Freude bereitet, was sich zum Wettbewerb eignet und womit wir Zuschauer begeistern. Welche Motorräder oder Autos wir dabei benutzen, ist eher zweitrangig.

Hersteller, die den Motorsport als Instrument nutzen möchten, um ihre Produkte ‚sportlich‘ zu kennzeichnen, sind daher gut beraten, sich kontinuierlich mit Aktiven, mit Regelsetzern, mit Veranstaltern, Verbänden und mit Zuschauern zu befassen. Nur mit diesem Dialog wird der Motorsport auch für die Hersteller von Nutzen sein, denn die benötigen den Motorsport auch in Zeiten der Nachhaltigkeit dringender im Markterfolg als der Motorsport die Hersteller. Wir im DSK sind mit unserem großen Mitgliederstamm dafür eine passende Dialog-Plattform und wir sind immer gesprächsbereit.

Herzlichst Euer
Dr. Karl-Friedrich Ziegahn

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