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„Frauen im Motorsport, das ist heute normaler geworden“

Ina Fabry hat mit acht Jahren Jahren mit dem Kartsport angefangen, fuhr in ihrer aktiven Laufbahn fast 50 Rennen in verschiedenen Formelserien, bis hin zur deutschen Formel 3. Dann, mit 21 Jahren, hatte sie nicht mehr genug Sponsoren, um in höheren Serien weiterzufahren. Also hörte sie schweren Herzens auf. Wie es die heute 39-Jährige dennoch geschafft hat, dem Motorsport treu zu bleiben und welche Tipps sie Mädchen und Frauen gibt, um im Motorsport zu starten, erzählt sie dem DSK Women’s Club – in dem sie aktives Mitglied ist – in diesem Gespräch.

Ina, bitte stelle dich kurz vor.

Ich heiße Ina Fabry. Ich komme aus Weingarten und bin dem dort ansässigen MSC Weingarten sehr verbunden. Mit acht Jahren habe ich im Motorsport angefangen, zuerst klassisch im Kart-Slalom und auf der Kart-Rundstrecke, dann im Formel-Sport. Nach dem Ende meiner aktiven Karriere mit 21 Jahren, wollte ich dem Motorsport weiterhin treu bleiben. 2005 begann ich, bei verschiedenen Motorsport-Organisationen zu arbeiten, wie z.B. Matter Motorsport Consulting/Shanghai, Stephane Ratel Organisation (SRO)/Paris und habe ehrenamtlich bei der Organisation einiger Veranstaltungen (DTM Hockenheim, Porsche Sports Cup) mitgearbeitet. Beim DSK war ich während meines Studiums sechs Jahre als Werkstudentin mehrere Stunden in der Woche in der Geschäftsstelle tätig. Seit 2012 bin ich bei Porsche Motorsport. Ich bin nach wie vor auf vielen Rennstrecken tätig, nur halt nicht mehr als aktive Fahrerin.

Wie bist du zum Motorsport gekommen?

1972 haben sich elf motosportbegeisterte junge Männer zusammengeschlossen und den MSC Weingarten gegründet. Als sie dann Familien hatten, dachten sie sich, dass sie auch etwas für den Nachwuchs tun wollen. Also hat mein Vater eine Kart-Slalomgruppe in Weingarten gegründet und ich bin dann durch meinen Vater zum Motorsport gekommen.

Welche Rennen hast du bestritten und mit welchen Erfolgen?

Ich hatte gleich in meinen Anfängen im Kart viel Erfolg, und deshalb fiel es mir leicht, weiterzumachen. 1994, mit 11 Jahren, wurde ich deutsche Mannschaftsmeisterin im Kart-Slalom. Anschließend bin ich 1999 in den Formelsport gewechselt. Im ADAC BMW Cup fuhren 10 identische Formelautos. Im ersten Jahr lief es nicht so gut, im zweiten Jahr ging es dann deutlich besser. 2001 bin ich mit knapp 18 Jahren Austria Formel Masters Meister geworden. Die Rennserie gastierte auf Rennstrecken in Deutschland, Österreich und der Tschechischen Republik. 2003 bin ich in die Formel 3 eingestiegen, aber mit veraltetem Material waren leider nur wenige Top Ten-Platzierungen möglich. Ende 2004 musste ich leider aufhören, weil ich nicht mehr genügend Sponsoren hatte. Ich war auch irgendwie am Ende des Weges angekommen und musste mir überlegen, wie ich weitermache. Ich beschloss zu versuchen, weiterhin im Bereich Motorsport zu arbeiten und richtete die Praktika während meines Studiums entsprechend danach aus.

Du bist weiterhin im Motorsport aktiv, wenn auch nicht mehr als Fahrerin. Was machst du genau?

Als ich 2004 mit dem aktiven Motorsport aufgehört habe, haben mich viele Leute gefragt – und sie tun es auch heute noch – wieso ich nicht in der NLS oder anderen Rundstreckenserien weiterfahre. Doch da ich nie in einem Rennauto mit geschlossenem Dach gefahren bin, war das für mich immer sehr weit weg. Aber ich bin bei einigen Rennen wie z.B. bei der DTM, der IDM oder dem Porsche Sports Cup das Safety Car oder das Medical Car gefahren. Ich muss sagen, am Anfang hat es mir schon gefehlt, nicht mehr aktiv zu fahren. Aber dann habe ich gesehen, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, im Motorsport zu bleiben.

Bei Porsche arbeite ich im Team-Management und bin da für die Test- und Renneinsatzplanung zuständig. Das bedeutet, dass ich die Fahrer und Teammitglieder um die Welt schicke und schaue, dass sie unterwegs und vor Ort alles haben, was sie brauchen. Zudem bin ich für ca. 80% der Vertragsrennfahrer von Porsche zuständig und kümmere mich um ihre Teamkleidung, Termine, Abrechnungen, Dienstfahrzeuge, usw. Für meine Arbeit hilft es mir sehr, dass ich früher selbst aktiv gefahren bin. Ich kann deshalb gut einschätzen, was sie brauchen, und wann ich sie zum Beispiel besser in Ruhe lasse.

Heute bin ich sowohl beruflich als auch privat bei einigen Rennen dabei. Für Porsche war ich bis vor zwei Jahren bei allen 24h-Rennen dabei und habe mich an der Strecke darum gekümmert, dass die Fahrer alles haben, was sie brauchen. Ehrenamtlich bin ich bei allen Rennen vom ADAC Nordbaden und dem MSC Weingarten in Hockenheim vor Ort. Anfang Oktober war ich bei der DTM und Mitte Oktober beim GT-Masters, beide in Hockenheim, als Rennsekretärin des Events tätig. Hier habe ich fast schon familiäre Beziehungen aufgebaut, man kennt sich.

Was fasziniert dich am Motorsport?

Schwierig zu beantworten, weil ich von klein auf dabei bin. Ich mag einfach die Geschwindigkeit, den sportlichen Wettkampf. Außerdem ist Motorsport eine der wenigen Disziplinen, bei der Frauen und Männer gleichwertig gegeneinander antreten können. Und ich gehöre zu der Generation, die noch mit Motorenlärm und Benzingeruch großgeworden ist. Damit kann ich deutlich mehr anfangen als mit den neuen Elektro-Serien, wo die Elektronik im Vordergrund steht.

Welche Erfahrungen hast du als Frau im Motorsport gemacht?

Meine Zeit im aktiven Motorsport ist ja schon eine Weile her, aber es war damals so, dass die Jungs schon ein bisschen härter reingehalten haben, weil sie sich ungern von einer Frau überholen ließen. Ich finde, dass das seitdem besser geworden ist. Vor allem auch deswegen, weil es heute viel mehr Frauen im Motorsport gibt, nicht nur Fahrerinnen, sondern auch zum Beispiel Ingenieurinnen oder Mechanikerinnen. Frauen im Motorsport, das ist einfach normaler geworden, auch wenn das Verhältnis natürlich nicht 50:50 ist. Aber die Anzahl steigt. Ich sehe es auch bei Porsche, die gerade zusammen mit Penske das neue LMDh-Team aufbauen. Da gibt es in der USA- als auch in der Europa-Mannschaft jeweils 6 oder 7 Frauen, die in technischen Berufen arbeiten. Und dass nicht, weil eine Quote erfüllt werden soll, sondern weil sie einfach die Besten für den Job sind.  

Welche Tipps hast du für Mädchen und Frauen, die ebenfalls im Motorsport starten wollen?

Sich nicht abschrecken lassen und denken, ‚das ist eh nur was für Männer‘. Denn das ist einfach nicht wahr. Und am Ball bleiben und versuchen, durch Fortbildung zum Beispiel auch in andere Bereiche zu kommen, in denen man sich am Anfang vielleicht nicht unbedingt gesehen hat.

Findest du, dass Einrichtungen wie der DSK Women’s Club Frauen den Einstieg in den Motorsport erleichtern?

Auf jeden Fall, da so interessierte Frauen und Mädchen mit Vorbildern zusammenkommen, die bereits aktiv im Motorsport sind, die vielleicht auch schon etwas erreicht haben und Wege aufzeigen können, wie man im Motorsport erfolgreich sein kann. Das hilft und ist auch notwendig, denn wenn man als junges Mädchen nicht weiß, an wen man sich wenden kann, um im Motorsport anzufangen, egal in welchem Bereich, dann geht sie vielleicht eher in den Tennisverein, den gibt es in jedem Ort.

 

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