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Frauen im Motorsport: Vielfältige Wege in den Sport

Frauen haben schon immer Motorsport betrieben. Nur ist ihre Anzahl im Vergleich zu den Männern, die ins Steuer greifen, gering. Doch Frauen, die im Motorsport arbeiten oder einfach ‚nur‘ motorsportbegeistert sind, davon gibt es ungleich mehr. Und das in allen Bereichen und Serien. Doch bevor wir uns anschauen, welche Möglichkeiten es gibt, als Frau im Motorsport Fuß zu fassen, ist ein kurzer Rückblick in die Geschichte interessant.

Frauen im Motorsport: eine kurze Historie

Wikipedia sagt zum Eintrag ‚Erste Frau im Motorsport‘ folgendes: Als erste Motorsportlerin wird Madame Laumaillé, die 1898 am Rennen Paris-Nizza teilnahm, bezeichnet. Anna Marie Lutzmann, die zweite Ehefrau des Direktors Friedrich Lutzmann, betätigte sich bereits im Juli 1900 als erste Werksrennfahrerin für Opel. Die bekannteste Motorsportlerin Englands Anfang der 1900er-Jahre war Dorothy Levitt. Sie veröffentlichte 1906 das erste von einer Frau geschriebene Buch zum Thema Auto mit dem Titel: „The Woman and the Car“ und erfand den Rückspiegel.

Nach dem Ersten Weltkrieg fanden Damenrennen große Aufmerksamkeit. So legte Olga Frühwald im Juni 1923 in der Wiener Praterallee die Rennstrecke von 1300 Metern in 54 Sekunden zurück. Eliška Slavíková war bei den 1000 Meilen der Tschechoslowakei im Jahr 1934 Klassensiegerin bis 1500 cm³ auf Aero 1500.

In den 1960er-Jahren war Pat Moss im Rallye-Sport erfolgreich. Michèle Mouton gewann mehrere Rallye-Weltmeisterschaftsläufe und wurde 1982 Vize-Weltmeisterin. In der Formel 1 fuhr Lella Lombardi 1975 beim Großen Preis von Spanien als bisher einzige Frau in einem Formel-1-Grand-Prix in die Punkteränge. Bei der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft errang Ellen Lohr 1992 auf dem Hockenheimring einen Laufsieg. 2001 siegte Jutta Kleinschmidt bei der Rallye Dakar. Danica Patrick gewann 2008 in Motegi einen Lauf zur IndyCar Series und wurde 2009 Dritte beim Indianapolis 500.

Vielfältige Initiativen für alle am Motorsport interessierten Frauen

Obwohl es also seit Beginn des Automobils Frauen gegeben hat, die Motorsport betrieben haben, gibt es erst seit ungefähr zehn Jahren verstärkt Initiativen, um Frauen im Motorsport aktiv zu fördern. Die FIA Motorsport Kommission für Frauen war dabei Vorreiter im Jahr 2009. Initiativen wie ‚FIA Girls on Track‘ gibt es seit 2018, die W-Series, die erste Formelserie nur für Frauen, seit 2019, und die Extreme E, wo jedes Team zwingend aus einem Mann und einer Frau bestehen muss, seit diesem Jahr. Und das sind nur drei Beispiele von vielen.

Oft liegt der Schwerpunkt auf der Förderung von aktiven Fahrerinnen. Dies ist natürlich wichtig und richtig, doch an dieser Stelle möchten wir einen Überblick zu internationalen Initiativen zur Förderung von Frauen im Motorsport geben, die so wie der DSK Women’s Club allen Frauen offenstehen, die an Motorsport interessiert sind. Dabei haben wir Initiativen der nationalen und internationalen Motorsportbehörden außen vorgelassen, einfach um zu zeigen, wieviel auch außerhalb der offiziellen Kanäle und von großen Budgets möglich ist.

Go Girls Karting

Im September 2019 startete Motorsport Irland zusammen mit verschiedenen Partnern die Go Girls Karting & MINT Initiative (also Frauen in technischen Berufen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik).

Die Go Girls Karting Initiative hebt positive weibliche Vorbilder hervor, die im Motorsport, in anderen Sportarten und in der damit verbundenen Ausbildung erfolgreich sind. Junge Fragen sollen so einen Einblick in die Welt des Motorsports bekommen, unabhängig davon, ob sie als Fahrer an den Start gehen oder eine Karriere in den MINT-Berufen anstreben.

Das Programm richtet sich an Schülerinnen in Irland im Alter von 13 bis 16 Jahren. Die Nutzung des Motorsports als Plattform für den Unterricht und in der MINT-Ausbildung bietet den Schülerinnen einen neuen Ansatz und die Möglichkeit, das, was sie im Klassenzimmer lernen, in der Praxis anzuwenden.

Der internationale Tag der Motorradfahrerinnen

Der internationale Tag der Motorradfahrerinnen ist eine eintägige Motorradveranstaltung, die jedes Jahr am ersten Samstag im Mai stattfindet und 2006 von Vicky Gray gegründet wurde. Seitdem steigen jedes Jahr mehr und mehr Frauen an diesem Samstag auf ihre Motorräder und teilen ihre Erlebnisse auf den sozialen Medien. So nehmen mittlerweile Frauen aus über 120 Ländern teil. Vicky Gray betreibt zudem die Internet-Seite motoress.com, eine Seite für die Motorrad-Enthusiastinnen.

Play Like a Girl

Play Like a Girl ist eine gemeinnützige amerikanische Organisation, die Mädchen durch Sport und aktives Spielen inspirieren möchte. Was 2004 mit einer Frau begann, ist heute eine nationale Bewegung, um junge Mädchen für die immer noch von Männern dominierten MINT-Berufe zu interessieren. Hierzu werden regelmäßig Veranstaltungen organisiert.

Dieses Jahr lädt Play Like a Girl Mädchen (und ihre Familien) im Alter von 10 bis 17 Jahren ein, im Rahmen der Qualifikation für das Indianapolis 500 die historische Indianapolis Motor Speedway Rennstrecke kennenzulernen. Einblicke hinter die Kulissen und ein Treffen mit Rennfahrerin Simona de Silvestro und ihrem Paretta Autosport Team stehen ebenfalls auf dem Programm.

Wheel Sisters

Wheel Sisters ist eine Lifestyle-Marke und Plattform für Frauen im Motorsport. Auf der Webseite gibt es viele inspirierende Interviews mit bekannten Rennsportlerinnen. Die Modelinie unterstreicht die weibliche Kraft in der von Männern dominierten Welt des Motorsports. Die Schwesternschaft selbst verbindet Rennfahrerinnen aus allen Rennsportdisziplinen auf der ganzen Welt und unterstützt Frauen, sich im Motorsport zu engagieren.

Bologna Business School

Im April hat die Bologna Business School eine Gesprächsrunde zum Thema Frauen im Motorsport organisiert. Viele hochkarätige Gäste und über 100 Interessierte kamen hier virtuell zusammen, die meisten davon Frauen.

Die Diskussion wollte vor allem die unterschiedlichen Werdegänge der Gäste hervorheben, und damit klar machen, dass es nicht nur den einen Weg gibt in den Motorsport gibt. Gäste waren Ellie Norman, die erste Kommunikationschefin bei der Formel 1, Kattia Juarez, Direktorin der internationalen Nachhaltigkeitskommission der Internationalen Motorradbehörde FIM, Nita Korhonen, Chefin der Frauen- und Motorradkommission der FIM und Lena Grade, Renningenieurin und Mitglieder der FIA Frauen im Motorsport Kommission. David Coulthard, als Mitglied des Aufsichtsrates der W-Series, war ebenso dabei und zeigte, dass sich auch Männer für Frauen im Motorsport stark machen. Es war eine spannende Diskussion über verschiedene Wege in den Sport und die Erfahrungen der sehr unterschiedlichen Frauen.

Diese Initiativen stehen natürlich nur stellvertretend für die vielen anderen, um die vielfältigen Möglichkeiten zu zeigen, wie Frauen im Motorsport Fuß fassen können, hauptberuflich oder als Hobby.

Welche anderen Initiativen zur Förderung von Frauen im Motorsport kennst du?

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