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Mathilda Paatz: Den Jungs gefällt es nicht, wenn man schneller ist als sie!

Mathilda Paatz ist gerade 13 Jahre alt und begeisterte Motorsportlerin. Seit zwei Jahren fährt die Kölnerin im renommierten TB Racing Kart-Team, mit dem sie dieses Jahr in der ADAC Kart Masters und einigen DKM-Rennen startet. Zusätzlich wurde die Förderpilotin des ADAC Nordrhein und des Deutschen Sportfahrer Kreis vom DMSB für die FIA Karting Academy Trophy, die FIA Motorsport Games und die FIA Girls on Track nominiert. In diesem Gespräch erzählt Mathilda, wie es zu ihrer Motorsport-Leidenschaft kam, welche Erfolge sie bereits einfahren konnte und wieso es als Mädchen im Kartsport nicht immer ganz einfach ist.

Mathilda, stell dich doch bitte kurz vor.

Ich bin Mathilda Paatz, ich bin 13 Jahre alt und gehe in Bensberg auf die Schule. Nach den Sommerferien komme ich in die 9. Klasse. Meine Hobbies sind Rad- und Skifahren und ich tanze auch gerne.

Was ist deine erste Erinnerung an den Motorsport? Und wie ging es von da ab weiter?

Ich glaube, das war als ich mit vier Jahren zum ersten Mal beim 24h-Rennen am Nürburgring dabei sein durfte. Das fand ich sehr spannend und konnte mir da schon vorstellen, Rennfahrerin zu werden. Mein Vater ist selbst im Rennsport aktiv, hat ein eigenes Rennteam, so dass er mich kurz darauf zum ersten Mal mit auf die Kartbahn nahm. Es hat mir viel Spaß gemacht, und ich wollte mehr trainieren und lernen. Schließlich bekam ich mit 9 Jahren mein erstes eigenes Kart. Ich fing an, Rennen zu fahren, hatte erste Erfolge. Mit 11 Jahren bekam ich einen Platz im Team von TB Racing und startete in der Mini-Klasse des ADAC Kart Masters und dem Westdeutschen ADAC Kart Cup.

Welche Erfolge konntest du in deiner erst kurzen Karriere bereits einfahren?

Nach meinen ersten Schritten im Kartsport 2018 konnte ich bereits einige Rennen gewinnen. So konnte ich 2020 im Westdeutschen ADAC Kart Cup die Meisterschaft einfahren. Im gleichen Jahr gewann ich die ADAC Nordrhein-Kartmeisterschaft, wurde Dritte im ADAC Kart Masters und Siegerin der Ladies Cup Wertung. Darüber hinaus war ich das schnellste Mädchen im ROK Cup Superfinale in Franciacorta in Italien. Und 2021 habe ich in der OK Junior-Klasse des ADAC Kart Masters sowie in der Deutschen Junioren Kart-Meisterschaft zwei Top 10-Platzierungen erreicht. Dieses Jahr möchte ich aufs Podium fahren. Das ist mir im Mai in Ampfing und im Juli in Oschersleben bereits gelungen, wo ich jeweils Zweite in der Gesamtwertung wurde. Und es ist für mich auch ein großer Erfolg, dass ich für die FIA Kart Academy und die FIA Girls on Track Kampagne nominiert wurde. Bei Girls on Track bin ich unter den letzten 14 gelandet.

Was findest du spannend am Kartsport?

Ich mag einfach den Sport, die Geschwindigkeit. Ich sitze gerne im Kart und mir macht es Spaß, mich immer weiter zu verbessern und schneller zu werden.

Gibt es neben dir noch andere Mädchen im Kartsport? Wie ist euer Verhältnis untereinander?

Als ich bei TB Racing anfing, gab es ein, zwei andere Mädchen in meiner Klasse in Deutschland. In meinem Team fährt dieses Jahr ein Mädchen in der OK-Klasse. Wir sind zusammen in der OK Junior-Klasse gestartet und mit ihr verstehe ich mich sehr gut. In der FIA Kart Academy sind wir dieses Jahr insgesamt vier Mädchen, alle aus unterschiedlichen Ländern. Wir verstehen uns sehr gut, es macht Spaß mit ihnen zu fahren.

Wie verhalten sich die Jungs dir gegenüber?

Also manchmal sind die Jungs nicht so nett. Ich glaube, es gefällt ihnen einfach nicht, wenn ich schneller bin als sie! Aber ich komme damit gut zurecht, denn ich fahre ja für mich und nicht für die anderen! Klar, läuft es auch mal nicht so, wie ich mir das vorstelle. Aber das ist dann ein guter Ansporn, beim nächsten Mal besser zu sein.

Was sind deine Ziele im Motorsport, sowohl kurz- als auch längerfristig?

Dieses Jahr fahre ich im Kart Masters und möchte auf jeden Fall in der Meisterschaft ein Wörtchen mitreden. Aktuell liege ich in der Wertung auf dem Zweiten Platz. Und in der DKM möchte ich Top 10-Platzierungen erreichen. Zudem fahre ich dieses Jahr in der FIA Karting Academy Trophy. Da ist das Fahrerfeld sehr international, und es ist sehr spannend. Beim noch anstehenden Rennen in Le Mans würde ich gerne in die Punkte fahren, also unter die ersten 15 kommen. Und bei der WSK Euro-Serie in Italien, in der als Fahrerin im KR Factory Team starte, möchte ich ins Finale kommen. Mal schauen, ob mir das bei einem Starterfeld von 70-80 Teilnehmern gelingt. Für die Zukunft kann ich mir gut vorstellen, Motorsport als Beruf auszuüben und damit mein Geld zu verdienen. Wenn ich so die ganz Großen im Motorsport sehe, wie zum Beispiel Max Verstappen, das ist schon bewundernswert, was er macht. Das würde ich auch gerne erreichen.

Wie findest du spezielle Vereinigungen für Mädchen und Frauen im Motorsport, wie den DSK Women’s Club? Hilft das, Frauen den Weg in den Motorsport zu ebnen?

Ich würde schon sagen, dass es Frauen am Anfang etwas schwerer haben, im Motorsport Fuß zu fassen. Vielleicht liegt das daran, dass wir weniger ‚draufgängerisch‘ sind als die Jungs, etwas vorsichtiger fahren und deshalb etwas länger brauchen, bis wir uns komplett wohlfühlen hinterm Steuer. So war das zumindest bei mir. Spezielle Förderungen für Mädchen und Frauen finde ich gut, denn so bekommen sie mehr Vertrauen in sich und ihr Können und somit auch die Chance, im Motorsport erfolgreich zu sein.

Welche Tipps würdest du anderen Mädchen geben, die im Kartsport starten wollen?

Mein Tipp ist ‚Einfach mal machen‘. Am Anfang ist es nicht einfach und man ist als Mädchen vielleicht auch ein bisschen zurückhaltender unter den ganzen Jungs. Aber wenn man dann den Kopf ausschaltet und auf sich vertraut, dann kommt der Rest von ganz alleine. Und vor allem finde ich es wichtig, dass man sich als Mädchen nicht außen vor fühlt, sondern einfach sagt: ‚Hier bin ich, ich fahr jetzt hier mit!‘

Hast du ein Vorbild im Motorsport? Du hast Max Verstappen erwähnt.

Ja, Verstappen finde ich schon sehr gut. Sebastian Vettel mag ich natürlich auch. Ich finde es einfach unglaublich, was sie alles leisten. Und Maya Weug, die die FIA ‚Girls on Track‘ gewonnen und somit einen Ferrari-Vertrag bekommen hat, finde ich toll. Das würde ich auch gerne erreichen!

Du bist bis letzten Winter zusätzlich Skirennen gefahren, hast aber jetzt zugunsten des Motorsports damit aufgehört. Wieso?

Das war keine einfache Entscheidung, aber es wurde einfach zu viel und es war nicht mehr möglich, beide Sportarten, die ja komplett verschieden sind, unter einen Hut zu bekommen. Denn neben der Schule hat der Motorsport immer mehr Zeit in Anspruch genommen. So trainiere ich z.B. zusätzlich zu den Rennen seit ein paar Monaten mit einem Coach, um noch fitter zu werden. Deshalb habe ich mich letzten Winter schweren Herzens entschieden, keine Skirennen mehr zu fahren. Ich mag Skifahren immer noch, fahre jetzt aber nur noch zum Spaß.

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