Legenden sterben nie. Wolfgang Graf Berghe von Trips bleibt unvergessen. Im Jahr 1958 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Sportfahrer Kreises. Und das Andenken des am 4. Mai 1928 in Köln geborenen legendären Rennfahrers wird weiter bewahrt. Am 10. September jährt sich sein Todestag zum 60. Mal.
Die Geschichte ist vielfach dokumentiert worden: Er hatte 1961 alle Chancen, um völlig überraschend erster deutscher Formel-1-Weltmeister zu werden. Er ging beim Großen Preis von Italien mit vier Punkten Vorsprung auf seinen Teamkollegen Hill an den Start. Er hätte beim vorletzten WM-Lauf nur vor Phil Hill ins Ziel kommen müssen. Doch schon in Runde zwei in Monza berührten sich sein Ferrari 156 und der Lotus von Jim Clark kurz vor der Parabolica. Ein tragischer Unfall. Denn bei 230 Stundenkilometern rutschte Berghe von Trips mit seinem Ferrari in die Böschung, er durchschlug einen Zaun und er landete folgenschwer in der Zuschauermenge. Berghe von Trips, damals 33 Jahre alt, war sofort tot. Genickbruch. 15 Zuschauer verloren mit ihm ihr Leben. Weltmeister, mit einem Punkt Vorsprung, wurde Rennsieger Hill. Trips wurde posthum Vize-Weltmeister. Bis 1994 musste Deutschland warten, bis Michael Schumacher als erster deutscher Formel-1-Fahrer einen Weltmeister-Titel holte.
Wolfgang Graf Berghe von Trips ist untrennbar mit der Geschichte des DSK verbunden: Mit seinen Ideen und Visionen hat Trips die Anfangsjahre mitgeprägt und die Arbeit des DSK vorangetrieben. Mit fast 13.000 Mitgliedern ist der DSK heute die europaweit größte Vereinigung aktiver Motorsportler und Fans. Dies verdankt der DSK auch zu einem gehörigen Anteil dem bedeutenden Erbe von Graf Berghe von Trips. Denn er war auch abseits der Strecke ein engagierter Motorsportler. Bis heute verleiht der DSK die „Graf Berghe von Trips-Medaille“ als höchste Auszeichnung für seine Mitglieder.
„Wolfgang Graf Berghe von Trips hat eine rasante Karriere hingelegt, die leider viel zu früh endete“, sagt einmal DSK-Präsident Dr. Karl-Friedrich Ziegahn über ihn. „Der Motorsport war für ihn eine Herzensangelegenheit und von seinem Engagement in der Nachwuchsförderung oder rund um das Thema Sicherheit profitieren wir noch heute. Im Gegensatz zu vielen anderen Rennfahrern hat er immer den Blick über den Tellerrand gewagt. Seine Tugenden haben den DSK in den Anfangsjahren geprägt und sind noch heute Grundlage für unser Handeln und Tun.“
Nicht nur für den Deutschen Sportfahrer Kreis gehörte er zu den herausragenden Persönlichkeiten im Motorsport. Der Gentleman mit adeligen Wurzeln war äußerst beliebt. Bescheidenheit und Menschlichkeit waren seine Tugenden. Er war Sportsmann durch und durch. Seine ersten Rennerfahrungen machte der auf der väterlichen Wasserburg Hemmersbach in Horrem aufgewachsene Graf 1950 mit einer 500er BMW bei Gelände- und Geschicklichkeitsfahrten. Da die Eltern ihren Sohn lieber als Nachfolger bei der Bewirtschaftung des Familienbetriebes gesehen hätten, fuhr er ab 1954 unter dem Pseudonym Axel Linther Rennen und stieg zeitgleich auf vier Räder um. Aufgrund seiner riskanten Fahrweise hatte Berghe von Trips Ende der 1950er Jahre zeitweise den Spitznamen „Graf Unfall“. Der Durchbruch gelang ihm mit dem Wolfsburger Ingenieur Walter Hampel als Sieger der 1300er-GT-Klasse mit einem altersschwachen Porsche bei der Mille Miglia. Im gleichen Jahr wurde Graf Trips mit einem Porsche 1600 deutscher Meister in der Klasse der GT- und Seriensportwagen.
Am 10. September 1956 wurde er als erster deutscher Rennfahrer in den Ferrari-Rennstall aufgenommen. Neben Formel-1-WM-Läufen bestritt Graf Trips in den folgenden Jahren für das Cavallino Rampante zahlreiche GT-, Sportwagen- und Langstreckenrennen. Er kam auch auf Porsche, Cooper, Lotus und Stanguellini zum Einsatz. Was ihn aber besonders auszeichnete: Trips war immer in der Nachwuchsförderung aktiv. Er leitete Sportfahrer-Lehrgänge und äußerte sich zu Fragen der Verkehrssicherheit. In seinem Todesjahr feierte er die wichtigsten Erfolge seiner Karriere. Graf Trips siegte in Zandvoort beim Grand Prix von Holland vor seinem Teamgefährten Phil Hill. Im englischen Aintree gewann er bei Regen mit rund 45 Sekunden Vorsprung seinen zweiten Grand Prix vor Hill. Wer ihn einmal in Aktion erleben möchte, sollte sich den englischen Spielfilm „La Passione“ von 1996 nach Möglichkeit anschauen. In dem Streifen ist eine Originalfahrt des Grafen über die Strecke von Monza aus dem Jahr 1960 zu sehen.