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Drei Fragen an: Jennifer Maas

Jennifer Maas ist seit ihrem 5. Lebensjahr motorsportbegeistert. Alles was einen Motor hat und schnell ist, gefällt ihr. Sie hat vom Kart, über Quads bis Stockcars viel ausprobiert, hat sogar einige Läufe der NASCAR Euro Series bestritten. Sätze wie ‚Motorsport ist nichts für Mädchen‘, hat sie oft gehört. Das hat sie aber immer nur bestärkt weiterzumachen. Mehr über Jennifer, ihren motorsportlichen Werdegang und wieso sie sich im DSK Women’s Club engagiert, erfahrt ihr hier.

Jennifer, stell dich bitte kurz vor.

Mein Name ist Jennifer Maas. Ich bin 35 Jahre alt und komme vom Niederrhein. Ich habe International Business und Management in Holland studiert und habe während dessen für ein halbes Jahr ein Praktikum in den USA absolviert. Dort habe ich in einer Firma gearbeitet, die Geländewagenfahrwerke herstellte. Da meine Eltern auch eine Fahrwerksfirma hatten, konnte ich hier interessante Einblicke gewinnen, auch wie unterschiedlich Unternehmen in Europa und Amerika arbeiten. Mittlerweile habe ich die Firma meiner Eltern übernommen. Seit 2014 bin ich Geschäftsführerin und seit 2019 alleinige Gesellschafterin der Maas Group GmbH & Co. KG. Unsere Marke, „trail master“ Fahrwerke, kommt ursprünglich aus den USA. Wir haben 1992 die Marke in Europa etabliert und 2002 die Exklusivrechte für den europäischen Markt erworben. Mit meinem Team entwickeln und produzieren wir die Höherlegungs-Fahrwerksysteme, die wir europaweit verkaufen, zu 100% in Eigenregie. Meine Arbeit ist sehr spannend, und ich bin in alle Bereiche der Firma involviert, egal ob Produktmanagement oder Personalführung.

Im Privatleben bin ich ein Adrenalin-Junkie. Ich mag alles, was einen Motor hat und schnell ist, und ich probiere gerne Neues, wie z.B. Fallschirmspringen oder Jetboats. Seit jüngster Kindheit faszinieren mich alle Fahrzeuge, egal ob mit zwei oder vier Rädern. Ich bin ein großer Fan der DSK Freien Fahren, wo ich mit meinem Megane RS 3 unterwegs bin. Ansonsten fahre ich noch ab und zu mein Cross-Motorrad, eine Kawasaki Kxf 250. Privat sowie beruflich bin ich meist mit Allradlern unterwegs. Aktuell fahre ich einen Jeep Wrangler JL in Giftgrün.

❓ Wie bist du zum Motorsport gekommen und welche Rennen hast du in deiner Karriere bestritten?

Mit ca. 5 Jahren habe ich angefangen, mit meinem Vater die Formel 1 im Fernsehen zu schauen. Da mich Autos interessierten, bekam ich kurz darauf ein Autorennspiel für den PC. Das war eins der ersten, die man mit einem Lenkrad und Pedalen spielen konnte. Also setzte ich mir im Wohnzimmer meinen Helm auf, klemmte mich hinters Lenkrad und fuhr los. Mein damaliger Berufswunsch war ganz klar Formel 1 Fahrer!

Mein Vater schaute sich einmal im Jahr live mit mir ein Motocross-Rennen zur deutschen Meisterschaft bei uns im Ort an. Diese Fahrzeuge, die durch die Luft wirbelten, faszinierten mich total. Also änderte ich meinen Berufswunsch in Motorcross-Fahrer. Mein Vater sagte zwar immer: ‚Jennifer, Motorsport ist nichts für Mädchen!‘, doch als bei uns in der Gegend eine Kartbahn aufmachte, quengelte ich so lange, bis er mich zu einem Kinder-Training anmeldete. Ich war noch so klein, ich brauchte selbst in einem kleinen Kinderkart eine Extra-Sitzschale sowie Adapter an den Pedalen!

Bei diesem Training wurde mir das langsamste Kinderkart zugewiesen. Ich fuhr dann so ehrgeizig, dass ich selbst damit alle anderen Kinder hinter mir aufhielt und der Trainer mich schließlich runterputzte. Als ich sechs Monate später endlich noch mal fahren durfte, hatte ich einen nicht verschuldeten Unfall. Da hatte mein Vater genug und für mich war Motorsport beendet – vorerst. Denn als ich 14 war, kaufte sich mein Vater ein Quad (Yamaha Banshee). Er ließ mich auf einem Privatgrundstück damit fahren in der Hoffnung, dass ich das Interesse am Motorsport verliere. Doch das Gegenteil trat ein: Ich übte fast täglich. Und eines Tages stand plötzlich eine wildfremde Person auf unserem Grundstück vor mir und bot mir an, mich zu sponsern! Was ich zuerst für einen schlechten Scherz hielt, war ernst gemeint, denn über zwei Jahre hinweg bezahlte der Sponsor meine Trainings und brachte mir bei, was man über die technische, logistische und mentale Vorbereitung für Rennen wissen sollte.

Mit 18 fuhr ich mein erstes Quad-Rennen im Rahmenprogramm der Europameisterschaft. Von 30 Startern war ich die einzige Frau und zudem noch die Jüngste. Ohne ein technisches Problem wäre ich in der Top 5 gelandet! Ich hatte Talent, und bestritt weitere Rennen, später sogar einige Läufe der Deutschen Motocross-Meisterschaft auf zwei Rädern. Die nächsten 10 Jahre steckte ich meine komplette Freizeit in den Motorsport. Ich hatte einige Erfolge, aber auch Niederlagen und Knochenbrüche. Für die Saison 2018 kaufte ich mir ein Stockcar F2, da Autos mit Rollkäfigen nun mal deutlich sicherer sind als Motorräder. Ich konnte trotz geringer Erfahrung zwar einige gute Erfolge herausfahren, aber die Atmosphäre gefiel mir einfach nicht so gut. Parallel bot sich mir im selben Jahr die Möglichkeit, in der NASCAR Euro Serie in der Amateurklasse zu starten. Ich fand es toll, dass ich hier international auf richtigen Rennstrecken unterwegs war! Und zum ersten Mal im Leben saß ich in einem 420 PS starken Rennauto. Das Gefühl in diesem Fahrzeug war gigantisch, kein technisches Chi-Chi. Alle Autos in der Serie sind nahezu identisch aufgebaut und somit ist der Wettkampf viel intensiver. Motorsport hat mich bisher mein Leben lang begleitet, und ich möchte noch viel erreichen!

Wieso engagierst du dich beim DSK Women’s Club?

Ich bin 2019 auf der Essen Motorshow zufällig auf den DSK gestoßen. Ich fand ihre Arbeit toll und bin gleich Mitglied geworden. Ich engagiere mich beim Women’s Club, weil ich es wichtig finde, dass man sich als Frau im Motorsport zeigt, um so die Mentalitäten ein Stück weit zu ändern. Denn je mehr Frauen im Motorsport unterwegs sind, desto höher wird die Akzeptanz. Frauen können im Motorsport genauso gut sein wie Männer, egal ob hinter dem Steuer, bei der Technik oder sonst wo. Motorsport ist eine der wenigen Sportarten, wo nichts dagegenspricht, dass ihn Männer und Frauen zusammen ausüben. Wo steht denn bitte geschrieben, dass Männer besser Auto fahren?

Ich würde mich freuen, wenn eine Frau – oder auch ein Mann – dieses Interview liest und sich denkt: ‚Es war immer schon mein Traum, Motorsport zu machen. Ich fang jetzt einfach mal an‘. Und vielleicht wird dadurch bei den Vätern die Akzeptanz höher, dass ihre Töchter durchaus Motorsport machen können. Ich wurde viele Jahre für mein Interesse am Motorsport belächelt und man hat mir gesagt: ‚Mädchen machen das nicht‘! Doch es ist wirklich nicht mehr zeitgemäß, dass Hobbies oder auch die Berufswahl durch das Geschlecht bestimmt werden.

Beim DSK Women’s Club treffe ich zudem andere Frauen, die aktiv im Motorsport unterwegs sind, so dass ich Tipps bekomme, wie ich selbst weiterkommen kann. Wenn der Women’s Club zudem dazu beitragen kann, anderen Frauen den Weg in den Motorsport etwas leichter zu machen als es meiner war, dann haben wir schon viel erreicht.

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