Im Vorfeld der sechsten RCN GLP-Gleichmäßigkeitsprüfung des Jahres spekulierten viele der Teilnehmer über das Wetter: Würde es Regen geben und welche Reifen ziehe ich dann auf? Am Morgen der Veranstaltung regnete es jedenfalls nicht, aber der Asphalt der Nürburgring Nordschleife war von der Niederschlägen der Nacht noch durchgehend feucht. GLP-Urgestein und DSK-Mitglied Rolf Derscheid brachte es vor dem Start auf den Punkt: „In fünf bis sechs 6 Runden ist die Ideallinie trocken.“ Er sollte recht behalten.
Auch Rennleiterin Edith Völl ging bei der Fahrerbesprechung auf die besonderen Wetterbedingungen ein, warnte erneut die Fahrer und appellierte eindringlich an ihre Fairness. Und schon stand dem ordnungsgemäßen Start der 149 Fahrzeuge zur RCN GLP-Gleichmäßigkeitsprüfung „Bergischer Schmied“ nichts mehr im Wege. Ein Team aber schien der Rennleiterin nicht richtig zugehört zu haben oder war etwas übermotiviert. Bereits in der Einführungsrunde setzten sie ihr Fahrzeug vehement in die Leitplanken. Glücklicher Weise ohne Personenschäden und, wie sich später herausstellte, der einzige Unfall.
Es war keine große Überraschung, dass nach drei Wertungsrunden, quasi zur Halbzeit, Stefan Kunze (Herdecke) und Christian Vidal (Herscheid) mit nur 0,8 Fehlerpunkten in Führung lagen. Aufhorchen ließ jedoch die Tatsache, dass sich Oliver und Udo von Fragstein punktgleich mit den beiden BMW-Fahrern die Spitze teilten. Das Vater-und-Sohn-Team aus Leverkusen hatte im zweiten Umlauf eine der seltenen Null-Fehler-Runden geschafft. Erst danach folgten die amtierenden GLP Meister Holger Träger und Alexander Keller (beide Bochum). Das DSK-Doppel verbuchte 1,1 Fehlerpunkte auf seinem Konto.
Andere Teams waren zu diesem Zeitpunkt auf Grund technischer Defekte bereits aus der Wertung. So mussten Davina und Christian Ostrowski ihren Seat Leon bereits in der zweiten Runde mit abgescherter Antriebswelle abstellen. Und am BMW von Stefan Kleine-Puppendahl (Marl) und Konstantin Romanidis (Dortmund) verhinderte eine defekte Schaltung das Weiterkommen.
Auch Oliver und Udo von Fragstein blieb das Glück im weiteren Verlauf der Veranstaltung nicht treu. In der zweiten Hälfte hagelte es für sie in jeder einzelnen Runde mehr als fünfmal so viele Strafpunkte als in der kompletten ersten „Halbzeit“. So kam es, dass der blauweiße Ford Escort im Ziel mit 13,6 Punkten (0,2/0,0/0,6/4,3/4,2/4,3) nur auf dem 23. Platz gewertet werden konnte. Auf dem 5. landete ebenfalls Fahrzeug der Marke Ford. Jennifer Bolien und Steven Ostrowski (beide aus Essen) schafften im Focus ebenfalls eine Nuller-Runde und kamen am Ende auf insgesamt 4,2 Fehlerpunkte (0,1/2,7/0,1/0,3/1,0/0,0). Bei Sybille und Peter Schuller aus Losheim am See scheint der Knoten endgültig geplatzt zu sein. Erneut platzierten sie ihren Porsche 911 auf P4 – diesmal sogar mit nur 2,5 Fehlerpunkten (0,5/0,4/0,4/0,1/1,0/0,1).
Nur auf Platz 3 der Ergebnisliste fanden sich Stefan Kunze und Stefan Vidal nach der Zieldurchfahrt wieder. Dabei hatten die Beiden bis zur letzten Wertungsrunde, sogar bis zur letzten Kurve, noch geführt. „Unmittelbar vor der Zeitnahme waren wir plötzlich in einem Pulk von vier Fahrzeugen und ich konnte einfach meine Linie nicht finden“, erklärte Stefan Kunze bei der Siegerehrung. Aber der Herdecker war keinesfalls frustriert: „Ich will und kann niemandem einen Vorwurf machen – auch die Kollegen wollen nur ihre Zeit möglichst gut bestätigen. C‘est la vie…“.
Richtig glücklich und zufrieden mit dem 2. Platz aber waren Susanne und Stefan Kusch aus Windeck, die regelmäßig mit ihrem Citroen AX für den MSC Wahlscheid im ADAC an den Start gehen. „Endlich hat es mal wieder geklappt“, freute sich Susanne Kusch im Ziel. Ihr Ehemann ergänzte lachend: „Und wenn wir in der ersten Runde nicht gepatzt hätten,…“
„Hätte“, „wenn“ und „aber“ gehörten nicht zum Vokabular der Sieger. Holger Träger und Alexander Träger gewannen souverän und mit nur 1,7 Fehlerpunkten (0,6/0,3/0,2/0,3/0,1/0,2) auch verdient, den 6. Lauf der GLP Meisterschaft 2015. Es war der zweite Sieg in Folge für die beiden Bochumer in diesem Jahr. Da Kunze/Vidal die ersten vier Saisonläufe für sich entscheiden konnten, wird es zum GLP Endlauf am 24. Oktober noch einmal richtig spannend.
In die Liste der Rookie-Sieger konnte sich diesmal ein neues Team eintragen. Stephanie Reitz und Sven Schneider (beide Eltville), die in dieser Saison mit ihrem Ford Fiesta schon zweite und dritte Plätze belegt hatten, sicherten sich mit 10,5 Punkten (0,1/2,1/3,1/1,6/0,8/2,8) den Sieg in der Einsteigerklasse.
In der Mannschaftswertung hätte das Ergebnis nicht knapper ausfallen können. Die bisherigen Dauersieger, „Das Wolfsrudel“ (Träger/Keller, Göbbels/Stange, Grunenberg/Göbbels, Natschke/Natschke und Vosen/Vosen), mussten sich diesmal mit 28,25 Punkten und dem zweiten Platz begnügen. Der Sieg aber ging, wenn auch nur mit einem hauchdünnen Vorsprung von lediglich 0,01 Punkten, an die Mannschaft des MSC Wahlscheid im ADAC (Kusch/Kusch, Derscheid/Derscheid, Ueberschar/Ueberschar und Böhm/Kaltenbach).