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Thull arbeitet sich im Zickzackkurs nach vorne

Vor rund drei Jahren war Andreas Thull auf einem vielversprechenden Weg. Der junge Mann aus Hillesheim überzeugte damals Vorstandsmitglied Armin Schwarz beim DSK-Rallye-Scouting mit einem Ford Fiesta R5. Der ehemalige WM-Pilot verlieh ihm als einer von drei Fahrern das Prädikat „Toptalent“.

Nur ein Jahr später kam der mittlerweile 24-Jährige vom vorgezeichneten Weg ab. „Alles war geplant, ich wollte in der nationalen Rallye-Szene mit einem Ford Escort an den Start gehen. Einen Tag vorher hatte ich aber einen schweren Unfall im Straßenverkehr. Mein Arm war sehr kompliziert am Gelenk gebrochen. Eine Zeitlang war sogar unklar, ob ich überhaupt jemals wieder Rallye fahren kann. Es hat eineinhalb Jahre gedauert, bis alles verheilt war und die Platten und Schrauben entfernt wurden“, erinnert sich Thull.

2018 fand der gelernte Kfz-Mechatroniker zurück in die Spur. Er baute sich einen Volvo 740, Baujahr 1990, als Gruppe G-Fahrzeug auf. Seitdem ist er wieder auf dem aufsteigenden Ast. Immer dabei bei der Jagd über Stock und Stein ist Freundin Chantal und sein Vater Jörg als Co-Pilot, der früher im Ford Fiesta Cup fuhr und am 24h-Rennen am Nürburgring teilnahm. „Ich bin meiner Freundin und meiner Familie sehr dankbar für die Unterstützung. Mein Vater hat mir seine Erfahrungen und Kenntnisse gut weiter gegeben. Irgendwann hat er gesagt, mittlerweile bist du schneller als ich, ich setze mich mal auf den Beifahrersitz.“

Thull startet derzeit in der ADAC Rheinland-Pfalz-Meisterschaft. Bei der 41. ADAC Rallye Kempenich gewann das Vater-Sohn-Duo in diesem Jahr in der Gruppe NC9. „Von der Leistung her gehören wir mit dem Volvo zu den schwächsten Autos, wir schaffen es aber eigentlich immer uns im zweiten Drittel des Starterfeldes zu platzieren. Nächstes Jahr werde ich das Auto auf Gruppe F umbauen. Er erhält dann einen 2,5-Liter 16V-Motor. Ich denke, dann kann ich weiter gut mitmischen im Vorderfeld“, sagt Thull, der beruflich bei Manthey-Racing am Nürburgring an Porsche-Modellen rumschraubt.

Im Motorsport hingegen schwört er auf das schwedische Modell. „Ich bin mit der Marke und dem Heckantrieb groß geworden. Ich wollte keinen E36 fahren, und mich ständig mit Rost rumschlagen. Der Volvo wird unterschätzt. Es ist ein stabiles, unkompliziertes Auto. Wir mussten im letzten Jahr an dem Wagen nicht eine Schraube drehen. Mit den Bremsbelägen sind wir das ganze Jahr durchgefahren“, sagt Thull, der nach dem herben Rückschlag 2017 bescheiden an seine künftigen sportlichen Ziele herangeht. „Von der WRC kann ich mich verabschieden, dafür bin ich zu alt. Ich möchte mir in der nationalen Szene einen Namen machen. Mein größtes Ziel wäre es, dass das Ganze mal komplett von Sponsoren getragen wird.“

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